CALL B2 – Fenster, Fassaden, Zirkuläres

Stand 20.07.2022


Beschreibung in allgemeiner Sprache

Abgesehen von den beiden Brandwänden zu den direkt angrenzenden Nachbargebäuden wird das Haus eine Fassade zum Innenhof sowie eine Fassade zur Metzgerstraße haben. Und eine mögliche dritte – im Erdgeschoss zum möglichen Durchgang. Diese beiden (oder sogar drei) sehr unterschiedlichen Gebäudeseiten bringen jeweils sehr unterschiedliche Anforderungen und Fragestellungen mit sich. Die Fassade zur Straßenseite Metzgerstraße setzt sich mit Themen wie dem Umgang mit den vorbeifahrenden Trambahnen, dem Ausdruck /Erscheinungsbild zum Stadtviertel, Passagen zum Verhältnis von Straße, Gehweg und Erdgeschoss und natürlich der Handhabung der Fenster insgesamt – aber nicht zuletzt auch derjenigen im Erdgeschoss auseinander.

Die Fassade zum Innenhof könnte (muss aber nicht) aufgrund der hier gegebenen Anforderungen oder Bedingungen evtl. einen anderen Charakter haben; der ruhige Innenhof, der mit den Nachbarbauten geteilt wird, stellt technisch durchaus andere Ansprüche. Zudem ergeben sich aus den drei Synthesen der ersten Callrunde jeweils ganz unterschiedliche Anforderungen hinsichtlich der Fluchtwege an beiden Gebäudeseiten und auch für den möglichen Durchgang. Welche technischen und gestalterischen Antworten und Konsequenzen daraus zu ziehen sind, ist Gegenstand dieses Calls und unterliegt keiner gestalterischen Vorfestlegung.

Hinzu kommt dabei aber noch die sehr wichtige Thematik des Zirkulären Bauens im Projekt. Es ist beabsichtigt (insbesondere) im Bereich der Fassaden durch das Wiederverwenden von Baumaterialien einen aktuell viel diskutierten ökologischen Weg des Bauens einzuschlagen. Dazu wird nach einem tragfähigen Konzept gesucht, das einen möglichst hohen Anteil an wiederverwendeten und teilweise wiederverwendbaren Bauteilen im Sinne einer Kreislaufwirtschaft ermöglicht und dabei den notwendigen (höchsten?) baulichen Anforderungen und Standards gerecht wird.


Beschreibung in fachlicher Sprache

Neben den von den Fassaden in technischer wie gestalterischer Hinsicht zu lösenden Fragen stellt der Call einen ganz präzisen Katalog an zirkulären Bauteilen zur Verfügung. In erster Linie handelt es sich hier um eine Vielzahl ganz unterschiedlicher Fenster aus unterschiedlichen „Minen“ oder „Quellen“, mit denen die Fassaden entworfen werden müssen. Zudem ist eine gewisse strategische Sortierung oder Vorfestlegung durch die Prozessbegleitung in dem Sinne erfolgt, dass nur eine limitierte Kombinatorik der unterschiedlichen Minen im Sinne einer nachvollziehbaren Systematik zugelassen wird. Dies führt einerseits zu präzisen konzeptionellen Alternativen hinsichtlich der Bauteile und Fassaden selbst, aber noch wichtiger, es soll das Risiko einer wirklichen späteren Verfügbarkeit bzw. Nichtverfügbarkeit der Teile minimieren.

Konzeptionell reflektiert diese Form einer „natürlichen“ Verknappung verfügbarer Materialien und Bauteile die (neue) Art des zirkulären Entwerfens, nämlich aus dem Vorhandenen Neues zu schaffen.  Ob dies aber ggf. mehr ist als die plakative oder gar wilde Collage von Unterschiedlichem ist eine wichtige Frage hinsichtlich des gemeinsam zu suchenden Ausdrucks des Gebäudes. Ebenso wie die möglichen Antworten auf die Frage, inwiefern Straßen- und Hoffassade sich unterscheiden, oder ob sie ähnlich oder sogar fast gleich sind, offen und vorurteilsfrei gesucht werden sollen. Zudem können auch mögliche Schnittstellen zu einer möglichen Fassadenbegrünung untersucht werden.

Grundlagen


Konkret Anforderungen, siehe auch Anlagen:
– Natürliche Belüftung der Räume soll auf beiden Fassadenseiten möglich sein.
– Anforderungen an den Schallschutz werden sukzessive noch ergänzt – siehe unten.
– Anforderungen / Aussagen zum Energiestandard werden ggf. noch ergänzt. Ziel derzeit: KfW40 NH
– Anforderungen / Aussagen zum Denkmalschutz werden ggf. noch weiter ergänzt, siehe unten.

Energiestandard
Nach bisherigen Einschätzungen ist die Effizienz­haus-Stufe 40 mit Nachhaltig­keits-Klasse (NH) erreichbar. Dies hängt neben Anforderungen an die Hüllkonstruktionen maßgeblich von der Kompaktheit der Kubatur ab. Im Laufe der Entwicklungsphase 2 wird anhand konkreter Ideen weiter untersucht, wie der Standard erreicht werden kann.


Verkehrslärm/Schallschutz
Aufgrund des Verkehrslärmes -insbesondere durch die Trambahn- ist baurechtlich ist ein Schallschutznachweis nach DIN 4109 erforderlich. Nach ersten Einschätzungen ist ein ausreichender Schallschutz bereits erzielbar durch hochwertige Standardfenster (ca. 38 dB) mit schallschutztechnisch günstiger Einbausituation (Lage, Anschlüsse). Die Trambahn bedingt also nicht grundsätzlich den Einsatz von Prallscheiben, Verbund- oder Kastenfenstern (ca. 45 dB). Falls solche Konstruktionen schalltechnisch erforderlich werden, betrifft dies v.a. Fenster zu straßenseitigen Schlafräumen.

In der Entwickler*innenrunde werden die Einschätzungen anhand konkreter Ideen rechnerisch überprüft. Auch der aufgrund der unmittelbaren Nähe zur Tram notwendige Erschütterungsschutz (Übertragung Körperschall) wird dann besprochen und berücksichtigt werden.

Denkmalschutz
Die Metzgerstraße 5a liegt im Bereich des Ensembleschutzes.
Entsprechend ist die Erscheinung des Hauses mit dem Denkmalamt abzustimmen.

Die untere Denkmalschutzbehörde wird in die Entwicklungsphase 2 mit einbezogen.

Bauteile
Hier finden sich die für die zirkulären Fassaden zur Verfügung stehenden Bauteile / Materialien:
PDF und DWG

https://zirkulaer.com/das-material
Stand 20.07.2022

Hinweis am 20.07.2022: Die ca. 30 Fenster von Huber & Sohn sind nun im Dokument und im DWG auch mit Maßen enthalten. 

Schnittstellen


Nach Abschluss von Callrunde 1 sind nun 3 Synthesen auf der Plattform unter „Allgemeine Unterlagen“ verfügbar:

Synthese Variante Mumbai
Synthese Variante Manchester
Synthese Variante Macau

Es soll eine der drei Synthese-Varianten eigenständig ausgewählt werden und mit dieser weitergearbeitet / darauf aufgebaut werden. Die Synthesen dürfen (und sollen ausdrücklich) weiter bearbeitet und geknetet werden, allerdings dürfen die bereits darin gelösten technischen Bedingungen nicht wieder verloren gehen. Wenn etwas angepasst und modifiziert wird, dann muss dies sichtbar und nachvollziehbar und für die späteren Entwickler*innen überprüfbar sein.

Schnittstelle / Abgrenzung zu Calls A2 und C2:
Die Fassade hat im ersten Moment eine sehr enge Verflechtung mit der Organisation der dahinter liegenden Grundrisse – also der Fragestellung von Call A-2. Diese Callrunde ist so angelegt/konzipiert, dass die Thematik der Fassaden losgelöst betrachtet und dabei auf Ideen zu fokussiert wird, die sich explizit mit einer Umsetzung der Fassaden aus zirkulären/wiederverwendeten Bauteilen auseinander setzen. Die Fassade soll eigenständig als leitungsfähiges Bauteil betrachtet werden und klar herausgestellt werden, was erreichbar ist im Hinblick auf eine barrierefreie Handhabung.

Im Hinblick auf Call C-2  (Kubatur) ergibt sich eine direkte Arbeitsverbindung:
Jede/r Teilnehmer*in, die ein Fassaden-Ticket bearbeitet, kann (muss jedoch ausdrücklich nicht) ebenfalls eine Kubatur-Idee hochladen. Beide hochgeladenen Ideen (B-2 und C-2) müssen sich auf einander beziehen und inhaltlich kongruent sein.

Aufgabenstellung


Wir bitten die Nutzer*innen aus Ihrer Sicht zu beschreiben, was die beiden unterschiedlichen Fassaden für Euch leisten können oder sollen. Welche Herausforderungen ergeben sich für Euch im Hinblick auf Fenster, Erker, Balkone, Loggien im Bezug auf das Öffnen, Schließen, Benutzen, auf Brüstungs- und Fensterhöhen, etc.?  Welche Impulse oder Wünsche und Hinweise zur Barrierefreiheit und die Handhabung von Fenstern möchtet Ihr gerne hierzu formulieren?

Wir bitten die Bauherr*innen Kriterien und Erfahrungen zum Thema Fassade und deren Konstruktion und Bauunterhalt zu formulieren.

Die Planer*innen Architektur, Freiraum und Planer*innen Technik / Konstruktion bitten wir jeweils darum technisch-konstruktive Ideen, Aufbauten, Pläne, Hinweise und Impulse aus ihrer fachlichen Sicht zu erarbeiten. Dabei soll die Unterschiedlichkeit der beiden Fassadenseiten hinsichtlich ihrer Randbedingungen dezidiert betrachtet und untersucht werden. Die zirkulären Materialien gilt es hierbei explizit in die Planung mit einzuschließen und Lösungen zu erarbeiten.

Folgende weitere und konkrete Fragen spielen hierbei eine Rolle:

Nur für Planer*innen Architektur relevant!
Insgesamt gibt es 20 Obergeschoss-Tickets für die Planer*innen Architektur.

15 Tickets sollen unter Berücksichtigung folgender Ziele / Rahmenbedingungen bearbeitet werden:
1. Pro Fassadenseite (Straße / Hof) müssen 80 % der eingesetzten/verwendeten Fenster aus einer einzigen Zirkulär-Mine stammen. Als 80%-Minen eignen sich:
– Alle als A (neuwertig) kategorisierten Fenster
– Alle Fenster aus der Mine „Bauteilbörse Basel“
– Alle Fenster aus der Mine „Königsallee, Düsseldorf“ / F-04-B-Aluminium
– Alle Fenster aus der Mine „Augsburg“ (hier wir gerade noch geklärt, ob wirklich noch verfügbar)
2. Pro Fassadenseite können 20 % der eingesetzten/verwendeten Fenster entweder aus dem Katalog frei ausgewählt werden oder neuwertig entworfen werden.

Innerhalb dieses Ticket-Kontingentes kann frei ausgewählt werden, welche der vier 80%-Minen ausgewählt wird.

Abgabeleistungen


Für Nutzer*innen
->Erläuterungen in Text, Video oder Audio

Für Bauherr*innen
->Stichworte / kurze Hinweise und Erläuterungen

Für Planer*innen Architektur

HINWEIS: alle Zirkulären Bauteile bitte in Orange (Farbcode: CMYK: 0-60-100-0) darstellen.

Für Planer*innen HLSK, Bauphysik, Brandschutz
-> Hinweise / Konzeptideen: textlich und skizzenhaft / evtl. auch Zeichnungen
-> Grafiken, Diagramme, Referenzen, Zahlen etc.
-> erste Hinweise und Einschätzungen zu Fassaden-Ideen

Für Planer*innen Freiraum
-> Hinweise/Konzeptideen zu begrünten Fassaden: textlich und/oder Zeichnungen/Skizzen
-> Grafiken, Diagramme, Referenzen, Zahlen etc.

Für Planer*innen Tragwerk
-> Hinweise / Konzeptideen: textlich und skizzenhaft / evtl. auch Zeichnungen
-> Grafiken, Diagramme, Referenzen, Zahlen etc.
-> erste Hinweise und Einschätzungen zu Fassaden-Ideen

Grundlegende Anmerkung


Für alle Calls gilt:

Die Planer*innen / Expert*innen für Energie, Technik, Nachhaltigkeit, Bauphysik, Brandschutz, Elektro und Barrierefreiheit sind immer und explizit dazu aufgefordert, ihre Impulse und Ideen bei allen Calls ganz konkret einzubringen.

Selbst wenn die jeweiligen Fragestellungen, wenn man sie als Teil eines konventionellen Planungsprozesses lesen würde, vielleicht in ihrer Ausgangsbeschreibung eher spezifisch für die Planer*innen der Architektur und der Landschaft oder auch des Tragwerks formuliert erscheinen mögen, sind sie  genau so nicht gemeint.

Bei OP-OD und damit bei metso`metso ist es essenziell, dass von Anfang an möglichst viele Ideen und spezifische Hinweise aus möglichst vielen verschiedenen fachlichen oder auch persönlichen Blickwinkeln zu den grundlegenden Teilen und Aspekten eines Gebäudes entwickelt und beigetragen werden.